Von der aktuellen Rezession sind die großen Social Networks glücklicherweise kaum betroffen. Sie haben
schließlich schon vorher kein Geld verdient, weder durch Werbung noch durch Nutzerbeiträge. Sinkende
Werbebudgets und enger geschnürte Haushaltskassen sind keine Gefahr für ihr Geschäftsmodell.
Facebook versucht jetzt über eine neue Gruppe an Geld zu kommen: den Anbieter von Facebook-Anwendungen.
Den erste Schritt tat Facebook Mitte November, als sie ihr Verifikationsprogramm
ins Leben riefen. Für eine jährliche Gebühr US-$ 375 pro Anwendung erhält
der Kandidat vor allem einen "Aufmerksamkeitsbonus" - eine präsentere Darstellung der eigenen
Anwendung im unübersichtlichen Dschungel verfügbarer Facebook-Anwendung. Das ist bei Tausenden
von Anwendungen ein enormer Vorteil.
Es ist zu vermuten, dass Facebook weitere Bezahlservices für Diensteanbieter konzipieren wird.
Facebook wird kaum ein Killerfeature bieten können, um Anwendern einen
kostenpflichtige Premium-Account á la Xing schmackhaft machen zu können. Neue Anwendungs-APIs
hingegen Diensteanbietern für Geld anzubieten, mag funktionieren. Warum Facebook sich das
Consulting- und Implementierungsgeschäft rund um Social Applications durch die Lappen gehen lässt,
ist mir sowieso schon ein Rätsel.
Das ist aber noch nicht der große Wurf. Erinnern wir uns an die Meldung von letzter Woche,
dass Facebook Twitter kaufen wollte.
Klang im wesentlich nach dem üblichen Web2.0-kauft-Web2.0-Dingens. Warum es aber eigentlich
ging, wurde gestern klar: Facebook Connect: The Money is in the Feeds.
In diesem Beitrag geht es um nicht weniger als um den offenen Verkauf von
Aktivitätsfeed-Einträgen als Werbeplatz. Nun haben wir eine Werbekrise, diese betrifft
aber vor allem anonyme Massenkampagnen. Werbung im Aktivitätsfeed hingegen ist bestes
Direkt- und Empfehlungsmarketing für das der Werber noch nicht mal eine Analyse vornehmen
oder Addressen kaufen muss - im Gegenteil, wer sich auf der Webseite eines
Facebook Connect-Teilnehmers begibt, liefert dem Werber frei Haus seine Facebook-Freunde,
potenziellen Werbeempfängern mit ähnlichen Interessen.
